Jahresbericht 2024

1. Lage in Bolivien

Streit innerhalb der MAS

2025 findet die Wahl des Präsidenten statt. Klar ist, dass Luis Arce als Vertreter des Movimientos al Socialismo (MAS = Bewegung zum Sozialismus) wieder kandidieren wird. Der Anführer des Cocalero-Flügels der Partei, Evo Morales, will aber nicht akzeptieren, dass er nicht mehr antreten darf, obwohl er schon drei Amtsperioden absolvierte. Seine Anhänger errichteten Strassensperren und stürzten das Land in eine Katastrophe: Keine Transporte mehr, folglich keine Treibstoffe, keine Nahrungsmittel, nichts. Nach viel Geduld und Mahnungen räumte die Polizei schliesslich die Sperren mit Gewalt. Das Verfassungsgericht sprach nun Klartext: Evo Morales kann weder Präsident noch Vizepräsident werden.

Die Irrungen des Wechselkurses

Der offizielle Wechselkurs des US-Dollars zum Boliviano beträgt nach wie vor 1:6.9, inoffiziell wird jedoch ca. 1:10 gewechselt. Das geht nur, weil etliche Bolivianer Konti in Chile eröffneten, um sich die Dollar dorthin überweisen lassen. Jede Person kann auch nach wie vor 10'000 Dollar unbehelligt einführen und auf dem (geduldeten) Schwarzmarkt wechseln.

Verschiedene Sektoren verlangten kürzlich eine formelle Abwertung des Bolivianos, was von Luis Arce mit völlig verkehrten Argumenten abgelehnt wurde. Man könnte nicht denken, dass der Mann in London Ökonomie studiert hat……

Im Lauf des Jahres merkten wir nach verschiedenen Fehlversuchen, dass wir Geld via Western Union überweisen können. Bedingung: von Privatkonto zu Privatkonto, also nicht aus der Vereinskasse.

Der Urwald brennt

Im Tiefland brannten rund 1'000 km2 Urwald ab, das Doppelte der Fläche des Kantons Baselland. Ein Desaster, bei dem der Kampf der Behörden gegen das Feuer zuerst weitgehend ausblieb, bis der Druck des Volkes und der Presse zu heftig wurde.

Persönliche Beobachtungen

Auf der Reise im April 2024, die ich teilweise zusammen mit einem ehemaligen Kollegen der COTESU, Peter Tschanz, machte, stellte ich weiter verbesserte Reisemöglichkeiten fest: Die Überlandstrassen sind ausgebaut und in einem guten Zustand, die Busse fahren pünktlich ab und sind ansprechend komfortabel.

In Cochabamba war gerade ein "Día de los peatones", ein Tag der Fussgänger, einer von vier jedes Jahr. Spazieren, Essen, Plaudern, Velofahren, Ballspiele, sogar Tanzen auf den Strassen. Ich fragte nach der Akzeptanz in der Bevölkerung und hörte nur Lob.

2. Arbeiten in Mizque

2.1. Aufforstungen

Werkzeuge für die Waldarbeiten

Der Besuch beim Hilfswerk Arboles y Futuro war nur als Höflichkeitsbesuch geplant. Weil aber Peter Tschanz, ein passionierter Landmaschinenmechaniker, dabei war, fragten die Bolivianer, ob er ihnen nicht bei der Herstellung von einfachen Waldwerkzeugen helfen könnte. Zwar kam Peter nur nach Bolivien, um sich ein für alle Mal von Allen zu verabschieden. Nun ist alles anders: Peter suchte und forschte und passte an… Im April 2025 reist er wieder nach Bolivien. Naja, er hat dort auch noch einen Sohn…

Ersatz in Tucma Palmar

Es musste einmal kommen: Einem Pflanzer von Pinien entwischte das Feuer, und seine Pflanzung verbrannte. Reuig meldete er sich bei Jesús und bat um eine andere Lösung: Ob wir ihm nicht das Saatgut, also nicht die gezogenen Pflänzchen, liefern könnten. Wir waren mit 1 kg Samen einverstanden und werden gerne beobachten, ob er es schafft, damit neue Bäume zu ziehen. Der Ort befindet sich ziemlich abseits vom Weg in den Bergen. Wir werden sehen, wer dorthin geht zur Kontrolle.

2.2. Wasserversorgung

Bewässerung in Puka Pampa

Das Projekt wurde 2023 umgesetzt und abgerechnet. Wir haben darüber berichtet. Anlässlich des Besuchs von 2024 konnten wir das Projekt besichtigen und uns darüber freuen.

Wasserfassung und Kanal in Callapani

Es geht um eine Wasserfassung, um die hier abgebildete weiter oben im Fluss zu ersetzen und einen neuen Kanal zu erstellen. Die Einwohner von Callapani haben den Wunsch nach Unterstützung schon vor einiger Zeit gestellt. Noch haben sie sich aber nicht einigen können, ob sie den Vertrag unterzeichnen wollen.

Loco Puncu

Der Ort liegt oberhalb von Puca Pampa. Die Bewohner wollten von uns eine Unterstützung für individuelle Wassertanks für die Bewässerung. Das wäre nicht nur recht teuer, sondern angesichts des Kanals, der schon vorhanden ist, kaum zu rechtfertigen. Wir lehnten beim Besuch schon vor Ort eine Unterstützung ab.

Das akute Problem ist, dass die ehemals solid gebaute Wasserfassung vom Fluss weggerissen wurde. Das Municipio Mizque plante auf unser Betreiben hin eine neue Fassung, die wir noch beurteilen müssen.

3. Mitglieder, Sponsoren und gute Geister

Die Mittel, mit denen wir arbeiteten, stammten von unseren Mitgliedern, Verwandten, Freunden und insbesondere vom Swisslos-Fonds des Kantons Basel-Landschaft. Die meist jahrelange Unterstützung zeugt von einem grossen Vertrauen in unsere Arbeit. Allen ein herzliches Dankeschön!

Dank gebührt auch unseren Partnern in Mizque, Jesús Padilla und Elmer Vargas.

Ein Dankeschön den Mitgliedern mit besonderen Aufgaben: Vorstand, Buchhalterin, Revisoren und Webmaster.

4. Zum Schluss

Von 1976 bis 1981 arbeiteten und lebten Beatrice und ich in Mizque, Bolivien. 1994 machten wir eine Reise dorthin, die den Beginn für unsere Unterstützung bewirkte. Um unserer Arbeit einen formellen Rahmen zu geben, gründeten wir am 17. Dezember 2004 den Verein «Aktion Mizque».

Unsere beiden Partner vor Ort, Jesús Padilla und Elmer Vargas, kennen wir nun schon seit über vier Jahrzehnten. Alle sind wir älter geworden, und so kamen Jesús und ich anlässlich meiner letzten Reise zum Schluss, dass wir die Tätigkeit geordnet dem Ende entgegenführen müssen. Es sei denn, sowohl hier als auch dort wollten jüngere Leute die Arbeit weiterführen.

Sissach, 23. Dezember 2024

Werner Mahrer