Valle de Mizque

Jahresbericht 2022

1. Lage in Bolivien

1.1 Politik

Wann immer ich die Zeitung „Los Tiempos“ im Internet las, stand das Thema der Volkszählung zuoberst. Das Departement Santa Cruz will, dass bald gezählt wird, die meisten anderen, dass wie vorgesehen erst 2024 gezählt wird. Die Zahl der Einwohner bestimmt die Anzahl der Volksvertreter und die Mittel, die die Zentralregierung an die Departemente und deren Provinzen verteilt. Santa Cruz hat eine starke Zunahme der Bevölkerung, weil viele Bolivianer von den Anden hinunter in den wohlhabenderen Osten, also Santa Cruz, ziehen. Der Streit eskalierte mit Demonstrationen und Strassensperren und kulminierte am 30. Dezember in der Festnahme des Regierungschefs des Departements Santa Cruz, Luis Fernando Camacho. Nun brach definitiv das Chaos aus, die Polizeistation wurde gestürmt, etliche Rädelsführer festgenommen und im Eilverfahren zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt.

Fernando Camacho gilt als rechtsextrem und wird auch mit dem bisherigen Staatspräsidenten Brasiliens, Jair Bolsonaro, verglichen. Camacho kandidierte in Bolivien als Staatspräsident, verlor die Wahl aber deutlich. Im ganzen Politspiel mischt auch der ehemalige Präsident Evo Morales mit, was zur Folge hat, dass sich nun innerhalb seiner Partei, der MAS, neue Gräben auftun. Alles irgendwie typisch für Bolivien, leider auch etwas traurig.

Daneben berichteten die Zeitungen u. a. vom Tod von Papst Benedikt XVI. und jenem von Pelé, zwischendurch auch vom Krieg in der Ukraine (die bolivianische Regierung pflegt die Zusammenarbeit mit Russland!) und auf jeden Fall immer vom Fussball.

2. Arbeiten in Mizque

2.1 Aufforstungen

Registrierung der Pflanzungen

Titelblatt der Anleitung

Titelblatt der Anleitung

Um den Pflanzern bei der formellen Registrierung ihrer Pflanzungen zu helfen, erstellte das schweizerisch-bolivianische Hilfswerk" Arboles y Futuro" eine Anleitung, was einige Zeit in Anspruch nahm. Einerseits waren wir kritische „Mitarbeiter“, die eine gut lesbare Form verlangten, andrerseits war es auch nötig und richtig, dass das zuständige bolivianische „Forstamt“ sein Einverständnis geben konnte.

Die Anleitung ist nun geschrieben. Sie muss noch gedruckt und den Pflanzern unterbreitet werden.

Sägerei

Der Darlehensvertrag mit dem zukünftigen Säger von Mizque war praktisch unterschriftsreif, als der Interessierte, Cirilo Gúzmann, sich unerwartet zurückzog. Die Preise des Holzes seien gefallen, die Konkurrenz durch Metall und Plastik enorm gross, so dass es keine Garantie für eine genügende Wirtschaftlichkeit der Sägerei gebe. Somit könne er auch die Rückzahlung des Darlehens nicht garantieren und verzichte lieber darauf.

Wie die Zukunft aussehen wird, wissen wir nicht. Gewiss ist jedoch, dass Bolivien fast unendliche Lager an Rohöl und Gas hat und diese nutzen will – unabhängig von allfälligen Diskussionen über CO2-Anreicherungen. Dazu gehört auch die Herstellung von Kunststoffen und ihre Weiterverarbeitung.

2.2 Wasserversorgungen

Tola Pampa

Leider ist die Qualität der Foto, die einer der Nutzniesser mit seinem Handy machte, nicht überragend. Der hochgehaltene Daumen der Frau ist immerhin erkennbar.

Leider ist die Qualität der Foto, die einer der Nutzniesser mit seinem Handy machte, nicht überragend. Der hochgehaltene Daumen der Frau ist immerhin erkennbar.

Für den Weiler Tola Pampa und für viele andere in den abgelegenen Orten von Bolivien sind die Kunststoffe auch ein Segen. So werden die Wassertanks bis 5‘000 l in Bolivien hergestellt.

Um die Finanzierung solcher Tanks bat uns die Gemeinde Tola Pampa. Es dauerte fast ein Jahr, bis wir uns über den Modus der Umsetzung einig wurden. Wir wollten nicht einfach Geld nach ihren Vorstellungen geben, sondern forderten einen höheren Anteil von ihrer Seite und wir wollten die Installation begleiten um möglichst optimale Lösungen zu erreichen.

Einmal entschieden, ging es sehr schnell: Zehn Tanks sind nun installiert.

Bañado

Die praktische Arbeit wie das Ausheben der Gräben, Verlegen der Rohre und Zuschütten der Gräben ist Sache der Nutzniesser.

Die praktische Arbeit wie das Ausheben der Gräben, Verlegen der Rohre und Zuschütten der Gräben ist Sache der Nutzniesser.

Anlässlich unseres Besuchs im November 2021 sprachen uns zwei Männer aus Bañado auf den Bedarf eines weiteren Wasserreservoirs an, weil der Wasserdruck in einem Teil der Gemeinde zu tief war und die Versorgung oft ausfiel.

Bañado liegt im flachen Teil des Tales, relativ nahe des Hauptortes Mizque, und so war von Anfang an klar, dass die Nutzniesser einen höheren Beitrag als die Bergler zahlen müssten. Das wurde akzeptiert, so dass die Planung schnell an die Hand genommen werden konnte und das Werk unterdessen schon erstellt ist. Es handelt sich um einen Wassertank von 5‘000 l samt Pumpe sowie Zu- und Wegleitungen.

3. Mitglieder, Sponsoren und gute Geister

Die Mittel, mit denen wir arbeiteten, stammten von Verwandten, Freunden und insbesondere vom Swisslos-Fonds des Kantons Basel-Landschaft. Die meist jahrelange Unterstützung zeugt von einem grossen Vertrauen in unsere Arbeit. Allen ein herzliches Dankeschön!

Dank gebührt auch unseren Partnern in Mizque, Jesús Padilla und Elmer Vargas sowie Luis Alberto Patiño, Leiter des Hilfswerks „Arboles y Futuro“ in Cochabamba.

Ein Dankeschön den Mitgliedern mit besonderen Aufgaben: Vorstand, Buchhalterin, Revisoren und Webmaster.

Sissach, 19. Januar 2023

Werner Mahrer